LIEBE DICH SELBST, DU BIST ETWAS BESONDERES

Liebe dich selbst, klingt ganz einfach, doch vielen Menschen fällt dies sehr schwer. Sie können sich selbst nicht so annehmen, wie sie sind. Bei kleinen Missgeschicken sind sie auch selber ihre größten Kritiker. Dabei hat der Schöpfer selber gesagt, du bist etwas Besonderes, sehr gut gelungen.

Auch Unkraut gehört zur Schöpfung.

Im Rasen unseres Gartens hat sich in den letzten Jahren der Löwenzahn besonders gut entwickelt. Trotz meines Ärgers über dieses „Unkraut“ bewundere ich diese Pflanze. Meine Bewunderung gilt vor allem dem Schöpfer dieser Pflanze. Er hat sie als Überlebenskünstlerin geschaffen. Sie wächst unter widrigsten Umständen und kaum wurde sie vom Rasenmäher scheinbar ihrer Zukunftsperspektiven beraubt, setzt sie bereits wieder neue Blüten an. Diese Blüten leuchten über die ganze Wiese als würden sie mir ein Lächeln schenken. Kurze Zeit später verwandeln sich diese Blüten in graziöse Gebilde, die Kinder in Verzückung geraten lassen, weil man die einzelnen Samenstengel so herrlich wegpusten kann. Der Löwenzahn hat sich in eine Pusteblume verwandelt.

Die Pusteblume ist ein Beispiel dafür, welch wunderbarer Plan hinter einem unscheinbaren Geschöpf steckt. Einer der Gründe für die Robustheit des Löwenzahnes ist seine tiefe Verwurzelung, die für seine fast unerschöpfliche Energiezufuhr sorgt.

Wenn schon das „Unkraut“ so genial angelegt wurde, wieviel mehr ist der Mensch etwas Besonderes in den Augen seines

Schöpfers. Ja, wer definiert, was Kraut und was Unkraut ist. Ist das nicht eine sehr subjektive Betrachtungsweise? Jedenfalls ist die Pusteblume etwas ganz besonderes.

Dankgebet einer Pusteblume

Keinen Dichter bracht ́ ich zum Reimen, keinem Sänger entlockt ́ ich ein Lied. Lästiges Unkraut werd ́ ich genannt, von Gärtnern emsig vernichtet.

Dennoch schäme und verkrieche ich mich nicht, dennoch lasse ich mich nicht entmutigen,
mir meine Lebensfreude nicht schmäleren,
den Lebensraum durch keinen Gartenzaun begrenzen.

Vielmehr wachse und blühe ich überall,
zahlreich und unübersehbar nach meiner Art, nein Herr, nach deiner Art, denn du, mein Gott, hast mich so und nicht anders gewollt.
Ich danke dir, Herr, dass ich überall Heimat finde.

Am Nektar meiner Blütenkörbe laben sich Bienen
und Schmetterlinge, Hummeln und Käfer…
Ich danke dir, Herr, dass ich anderen Nahrung sein kann.

Meine goldgelbe Blüte verliert ihren Schein, ich verschließe mich und warte still.
Ich danke dir, Herr, dass ich warten kann.

Als Pusteblume strecke ich mich dem Wind entgegen,

er trägt meine winzigen Samenkörner davon.
Ich danke dir, Herr, für meinen Freund, den Wind.

Jedes Samenkorn soll eine neue Pusteblume werden, ich halte keines fest, springe keinem nach.
Ich danke dir, Herr, dass ich loslassen kann.

Wer mich findet, darf mich pflücken, pusten und lachen, denn du, Herr, hast mich zum Nutzen der Tiere
und zur Freude der Kinder erschaffen.

Nach einem Gedicht aus dem Buch „Familienglück“ von Elisabeth Lukas, ISBN 3-466-36578-3.